Verbreitungsgebiet: Das Verbreitungsgebiet dieser Schildkrötenart erstreckt sich in Südamerika östlich der Anden von Nord nach Süd über ca. 2000 Kilometer (Süd-Bolivien, West-Paraguay, Argentinien)
Lebensraum/Klima: Niedriger Dornbusch-Trockenwald, Savanne. Im Landesinneren Südargentiniens sind in den Verbreitungsgebieten der Tiere statistisch die Temperaturen in etwa mit denen von Athen in Griechenland zu vergleichen. Es gibt starke Temperaturschwankungen bis hin zu Minusgraden. Die Temperaturen gleichen in den Wintermonate in etwa den Frühjahrswerten von Mitteldeutschland.
Größe: Gesamtlänge 15-30 cm, im Ausnahmefall sollen Tiere eine Größe bis 43,3 cm erreichen.
Besonderheiten: Dresden, den 10.02.2012. Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts Dresden haben anhand von DNA-Untersuchungen zusammen mit Kollegen aus Südamerika, den USA und Österreich herausgefunden, dass sich hinter den drei Arten der Argentinischen Landschildkröte Chelonoidis chilensis nur eine einzige verbirgt. Sie zeigen außerdem, dass auf der Südhalbkugel die genetische Vielfalt dieser Reptilien in Richtung Süden abnimmt. Die zugehörige Studie ist im Fachblatt „Zoologica Scripta“ erschienen.
Schutzstatus: CITES WA 2
Haltung/Nachzucht: Obwohl selten, sind die Tiere nach meinen Beobachtungen aus der Freilandanlage, wo sie von Mai bis September ihre Winterruhe verbringen, durchaus bei Temperaturen ab 20 °C aktiv und zu sehen, vorausgesetzt es regnet. Fasst man die Tiere an, ziehen sie sich sofort zurück! Das Freilandterrarium enthält einen trockenen, steinigen Teil sowie im unteren Bereich einen feuchten Teil, der aus einem zugeschütteten Folienteich besteht, wo nach Regen, in seltenen Fällen, auch einige wenige Zentimeter hoher Wasserstand erreicht werden kann. Beide Teile des Terrariums werden von den Tieren besiedelt. Als Ruhestätten und Schlafplatz werden meist die Unterstände einer Pflanzgemeinschaft von Palmlilien (Yucca filamentosa) genutzt, wo der Untergrund auch bei Regen nicht nass wird. Den Rest des Jahres verbringen die Tiere in einem Zimmerterrarium. Die Tiere entwickeln ein starkes Nahrungsbedürfnis. Gefüttert wird mit (in der Reihenfolge der Häufigkeit): Zucchini, Chicoree, Futterkohl, Möhren, Chinakohl, Löwenzahn, Kaktusfeigen, Kürbis, Feldsalat, Feigen, Sojakeime, Hagebutten. Heu sollte immer zur Verfügung stehen und wird mitunter gleichzeitig mit dem saftigen Futter aufgenommen. Für Obst besteht eine Vorliebe. Tierische Nahrung wird abgelehnt.
Nach einem Jahrzehnt der Haltung und Vermehrung lässt sich nach meinen Beobachtungen schlussfolgern, dass die Argentinische Landschildkröte unter menschlicher Obhut, egal an welchem Standort, ein anspruchsvoller Pflegling ist. Besonders männliche Tiere zeigen sich nach Erreichen der adulten Lebensphase als hinfällig (Lungenentzündung). Als Einzelgänger im natürlichen Lebensraum und konfrontiert mit erheblichen klimatischen Schwankungen z. B. durch Dürre, Hitze und Kältephasen sind die Tiere zu Strategien übergegangen, die sich möglicherweise in der privaten Haltung in noch nicht ausreichend erforschten Ansprüchen widerspiegeln. Ebenso ist nicht bekannt wie die Eibefruchtung optimiert werden kann, denn Meldungen über die traurige Tatsache der Ablage unbefruchteter Eier sind leider einer der Hauptgründe, warum es nicht zur Reproduktion dieser Landschildkröte in der Terrarienhaltung kommt.
Die erfolgreiche Haltung und Vermehrung dieser schönen Schildkröte, die durchaus sommers auch in unserem Klima ohne großen Aufwand gehalten werden kann, bedarf einer weiteren Erforschung und wird weiterhin eine verlockende und lohnende Herausforderung für verantwortungsbewusste Schildkrötenpfleger bleiben.
Kompletter Text in der Zeitschrift „Marginata“
Text und Fotos: Lutz Geissler