(8.3.1964 – 11.09.2019)
Eine lange Freundschaft zwischen Dornen und Reptilienschuppen – in Gedenken an unseren lieben Vereinsfreund Veit Lampert
Wo fange ich an, wo höre ich auf … Die Facetten der gemeinsamen Interessen sind einfach so vielfältig. Ich lernte Veit bei den monatlichen Treffen unserer DGHT Stadtgruppe vor vielen Jahren kennen. Er kam damals neu in unsere Gruppe und interessierte sich damals vor allem für die Pflege und Nachzucht von Landschildkröten. Wie so viele von uns, hatte auch Veit ein „Vorleben“ als Aquarianer. Er erzählte oft begeistert von seinen Erfahrungen bei der Pflege von Skalaren und Diskusfischen, welcher er auch züchtete. Das war damals zu DDR Zeiten gar nicht so einfach, aber seine Beharrlichkeit und Geduld führte schließlich zum Erfolg.
Wir freundeten uns sehr schnell an, Veit hatte immer viele Fragen war aber immer an den unterschiedlichsten Themen interessiert. Wir waren immer auf einer Wellenlänge, was die Interessen betraf sowieso. So tauschten wir uns auch oft über Outdoor Aktivitäten, Fotografie, Ausrüstung und Wanderziele rege aus. In guter Erinnerung bleibt mir eine Riesengebirgs-Kammwanderung über mehrere Tage im Freundeskreis. Gemeinsam etwas schaffen, persönliche Grenzen ausloten und sich in guter Gesellschaft mit guten Gesprächen unter Gleichgesinnten zu befinden, schätzte Veit sehr.
In guter Erinnerung sind mir auch die schönen Momente wo wir uns mal so zwischendurch auf nen Schwatz im Dresdner Jugend-Öko-Haus trafen, oder in der Bäckerei Morenz, welche sich unweit vom Großen Garten befindet. Wir tauschten Neuigkeiten aus, sprachen über Projekte, Gott und die Welt und hatten dabei immer einen passenden Spaß auf den Lippen.
Veit war auch der naturkundlichen Kinder- und Jugendarbeit immer sehr verbunden und an den Aktivitäten im Dresdner Jugend-Öko-Haus stets interessiert. Deshalb engagierte er sich auch aktiv als Mitglied des Fördervereins und nahm an einigen AG Treffen und Exkursionen teil um einerseits selbst dazuzulernen und zum anderen seine Kompetenzen einzubringen.
Eine weitere tiefe Leidenschaft, welche uns verband, war die Liebe zu Kakteen und anderen sukkulenten Pflanzen. So einige Male fuhren wir sehr spontan oder geplant nach Erfurt um die dortige älteste Kakteengärtnerei Haage zu besuchen. Wir konnten stundenlang durch die Gewächshäuser stöbern und uns einfach an der Schönheit und Vielfalt der Pflanzen erfreuen. Wir kannten mittlerweile auch einige der Mitarbeiter und konnten vor Ort so manche Fachfrage klären. Natürlich fand sich am Ende des Besuches immer so einiges im Einkaufkorb … unser Vorsatz “wir wollen doch nur mal gucken“ war schnell dahin und Veit hatte mal wieder mit Blick auf seine Ausbeute einen seiner beliebten Kommentare auf den Lippen: “Was wird wohl Zuhause die beste aller Ehefrauen dazu sagen“?
Veit war auch durchaus für verrückte Sachen zu begeistern. Wir schauten uns bei Haage mal so den einen und anderen Kaktus an, ohne ihn zu kaufen. Der Preis war einfach sehr beträchtlich und wir versuchten uns einzureden, wir hätten ja nun schon genug Kakteen. Aber auf der Rückfahrt nach Dresden nagte dann doch die Begehrlichkeit in uns und so wendete Veit kurzerhand in Wilsdruff das Auto und es ging noch einmal zurück in die Blumenstrasse nach Erfurt zu Kakteen Haage. Dort hielten wir uns diesmal nicht lange auf, jeder von uns wusste wo „seine“ Pflanze wartete. Wir kauften kurzerhand die beiden Pflanzen und fuhren kurz darauf glücklich und zufrieden mit unserer sicher etwas verrückten Entscheidung nach Dresden zurück und ordneten unsere stachligen Neuankömmlinge in die Sammlung ein.
Natürlich spielten in unseren Interessen, Begegnungen und Unternehmungen Tiere wie Marmormolche, Leopardgeckos, Dornschwanzagamen, Landschildkröten und vielerlei anderes Schuppengetier eine große und wichtige Rolle, aber es war auch immer wieder die Liebe und das Interesse für eben diese Sukkulenten, die Überlebenskünstler der Pflanzenwelt, was uns verband. Wir sprachen liebevoll von „unseren Kartoffeln“, jenen extrem angepassten, spezialisierten Caudexpflanzen, die in ihren Pflegeansprüchen nicht ganz so einfach waren. Aber auch das war eine Herausforderung für uns. Durch den ständigen Austausch, nicht nur von Pflanzen, sondern eben auch von Informationen, Erfahrungen, Erdmischungen und dem Diskutieren geeigneter Standortanforderungen lernten wir immer wieder dazu und freuten uns, wenn schließlich nach einem reichlichen Jahr sich doch ein winzig grüner Trieb an der „Kartoffel“ zeigte. Diese Pflanzen lehren uns Geduld, war da immer wieder unsere Erkenntnis.
Ein Höhepunkt und wichtiger Impuls für unsere Pflanzenleidenschaft war ein Besuch in der privaten Kakteengärtnerei von Karel Rys in der Tschechischen Republik, ca. 20 km von Prag entfernt. Am Vormittag besuchten wir die Prager Reptilienbörse, danach ging es ins Kakteenparadies zu Karel. Uns empfing ein freundlicher Mann und führte uns in die Kakteenhäuser, wo wir aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. Besonders die alten Bestände der Kakteengattung Ariocarpus beeindruckten uns. Nach anregenden Gesprächen endete unser Besuch natürlich in dem Verkaufsgewächshaus … Bis zum Schluss waren verschiedene Pflanzenarten dieser ungewöhnlichen, speziellen Kakteen der ganze Stolz von unserem Veit. An dem Wochenende unmittelbar vor dem tragischen und unbegreiflichen Unfall standen wir noch begeistert in seinem Gewächshaus und freuten uns der Pracht der skurrilen Gewächse. Ich bin sehr froh, dass seine liebe Annett (die Beste aller Ehefrauen) einen Teil der Sammlung bewahrt und nach bestem Wissen pflegt. So sehe schließlich auch ich die einzelnen Pflanzen, welche Veit mir im Laufe der Zeit und in Freundschaft überließ, mit anderen Augen. Nun freue ich mich, wenn nach einem langen, traurigen Winter endlich wieder gegossen werden kann und sich ein ganz zarter neuer Blattrieb an der „Kartoffel“ zeigt und ich das dringende Bedürfnis verspüre, meinen Freund Veit anzurufen um mit ihm meine Freude und Begeisterung zu teilen. Was bleibt sind viele wundervolle Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse und sehr wertvolle gemeinsame Lebensmomente.
„Erinnern heißt, nicht vergessen“!
Genauso werden wir es halten lieber Veit, ob privat, oder in unserem Verein, gibt es doch für jede(n) von uns ganz viele schöne unvergessliche Erinnerungsmomente, die wir stets im Herzen tragen. Und wenn wir in unserem eigenen Tun und erleben eine gewisse Nähe spüren, dann wissen wir, dass hätte unserem Veit sicher auch sehr gefallen …
In dankbarer Erinnerung, Dein Freund Uwe
DGHT Stadtgruppe Dresden
Text: Uwe Prokoph
Fotos: Torsten Roßbach (1), Uwe Prokoph (alle weiteren)