Ein bekannter Effekt in Biotopen von Feuersalamandern ist die Abdrift von Larven. Die Weibchen des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) setzen ihre Larven meist in kleinen Bächen ab. Beim Eintreten stärkerer Regengüsse kommt es vor, dass einzelne Larven von der Strömung mitgerissen werden. Ein Teil der Larven wird dadurch in das nächste größere Gewässer gespült, wo er oft Fischen zum Opfer fällt. In natürlichen Bachverläufen wird die Strömung aber durch Windungen, Steine, Äste und angespültes Laub stellenweise immer wieder gebremst. So können sich manche Larven auch wieder in vorhandene Ruhezonen retten und dort bis zur Metamorphose weiterleben.

Feuersalamander Biotop
typisches Laichgewässer
Feuersalamander Larven im Bach
Larven im natürlichen Biotop
Feuersalamander Larven im Bach

Bei Biotopen, die an Siedlungsgebiete grenzen, entfällt diese Möglichkeit oft, denn dort verlaufen die Bäche häufig kanalisiert. Hier haben verdriftete Larven keine Chance, Stellen zum Überleben zu finden. Am Dresdner Elbhang existieren mehrere solche Bäche, die im unteren Bereich in begradigten, oberirdischen Mauerwerken enden.

Bach, kanalisiert

In einem dieser Bäche wurden von Anwohnern zwei kleine Staudämme errichtet. In einem Fall geschah das aus rein ästhetischen Gründen, im anderen zur Wassergewinnung (*) für die Beete eines Grundstücks.

(* Das ist laut örtlicher Gesetzeslage für diesen Zweck erlaubt. Hier kommen auch keine Pumpen zum Einsatz, der Wasserabfluss verläuft über einen feinmaschigen Filter, so dass keine Tiere gefährdet werden.)

Staudamm unten
Staudamm

Im Jahr 2021 kontrollierte ich den unteren der beiden Dämme, nachdem einer der Anwohner berichtet hatte, dort im Wasser „kleine Molche“ gesehen zu haben. Es stellte sich heraus, dass es sich um Larven des Feuersalamanders handelte. Ich beschloss, die Tiere zu fangen und in den richtigen Biotop zurückzubringen. Im kanalisierten Bereich würden Jungtiere nach der Metamorphose nur sehr schwer aus dem Bach klettern können. Im Bachbett zu bleiben, wäre keine Option, denn das ist kein geeigneter Lebensraum. Spätestens im Winter würden sie erfrieren. Als künftiges Laichgewässer eignet sich der Bach ohnehin nicht.

An diesem Tag konnten 31 Larven gefangen werden. Einige Wochen und mehrere Regengüsse später wurden noch einmal 24 Tiere gekeschert, so dass in diesem Jahr insgesamt 55 Larven wieder in den oberen Bachbereich zurück gelangten. Später in diesem Jahr wurden keine Larven mehr am Staudamm gesichtet. 2022 überprüfte ich auch den oberen, zur Wassergewinnung angelegten Damm. Es erfolgten drei Kontrollen – die erste bald nach Beginn der Laichperiode, eine zweite einige Wochen später und die letzte Ende Juni, als nach einer Trockenphase stärkere Regengüsse einsetzten. Insgesamt konnten 68 Larven gefunden und umgesetzt werden.

Feuersalamander Larven in Fotobox
Ein Teil der Larven von 2021
Feuersalamander Larven in Fotobox
2022, erster Fang
Feuersalamander Larven in Fotobox
2022, erster Fang, Detail
Feuersalamander Larven in Fotobox
2022, zweiter Fang
Feuersalamander Larve
2022, zweiter Fang, größtes Tier …
Feuersalamander Larve
… und kleinstes Tier
Feuersalamander Larven in Fotobox
2022, dritter Fang
Feuersalamander Larven in Fotobox
2022, dritter Fang, Detail
Feuersalamander Larve in Fotobox
2022, dritter Fang, Detail

Umgesetzte Larven seit 2021:

  • 2021: 55
  • 2022: 68
  • 2023: 20
  • 2024: 72

Text und Fotos: Frank Böhm