Dieser Artikel wurde 2015 erstellt. Er wird seitdem gelegentlich aktualisiert. Hinweise, die einer weiteren Aktualisierung dienen, werden von uns gern entgegen genommen.
In Dresden existieren drei allochthone (gebietsfremde) Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis). Die Tiere der einzelnen Populationen gehören jeweils unterschiedlichen Unterarten an. Das älteste Vorkommen befindet sich rechtselbisch in Loschwitz (auf der Karte Nr. 1), während die beiden jüngeren Vorkommen relativ weit entfernt davon auf der anderen Elbseite liegen (Nr. 2 und 3). Zwischen allen drei Populationen existierte zuerst keine Verbindung. Wahrscheinlich haben sich die Populationen 2 und 3 inzwischen vermischt, da ihre Ausgangspunkte nur 2 km voneinander entfernt am Fluss Vereinigte Weisseritz lagen.
Vorkommen 1 Loschwitz
Das Vorkommen in Loschwitz wurde erstmalig 1989 bemerkt, als bei Fachgruppenmitglied Rainer König einige Stadtgruppenmitglieder im Garten mit anwesend waren und dort plötzlich eine Mauereidechse auftauchte. Durch Nachforschungen stellte sich heraus, dass Anwohnern das Vorhandensein dieser Tiere schon lange bekannt war. Ihre Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Untersuchungen deuteten an, dass die Tiere möglicherweise schon um das Jahr 1900 oder sogar früher hier ausgesetzt wurden. Doch ein Artikel von Detlef Streitenberger im Elbhangkurier 9/2019 erwähnt eine spätere Aussetzung :
Es kann aber auch so sein, wie ein Nachbar erzählte: „Mein Schwiegervater, er besaß eine Gaststätte im Zentrum, erhielt im Jahr 1941 eine Weinlieferung aus Italien. In den Kisten waren auch Eidechsen, die ausgesetzt wurden und seitdem die Mauern des
Grundstückes an der Bergbahnstraße bevölkern“.
Die Mauereidechsen erwiesen sich als genetisch identisch mit einer Population von in Passau ausgesetzten Tieren. Genetisch handelt es sich bei diesen Mauereidechsen um Sonderfälle, „deren mitochondriale DNA mit der von Tieren aus der östlichen Poebene übereinstimmt (P. m. maculiventris), deren Färbungs- und Zeichnungsmuster aber mehr oder weniger mit P. m. nigriventris aus der Toskana identisch ist“. [1] Die Tiere sind auf dem Rücken überwiegend grün gefärbt. Die Männchen besitzen zur Bauchseite hin meist eine höhere Pigmentierung und somit einen höheren Schwarzanteil als die Weibchen, deren Bauchseite cremefarben oder weißlich gefärbt ist. Die Weibchen sind teilweise oberseits auch braun gefärbt.
1996 wurde eine 0,5 ha große Fläche an der Grundstraße zum Flächennaturdenkmal „Garten mit Trockenmauer, An der Berglehne“ erklärt, welches unter anderem auch dem Schutz der Mauereidechsenpopulation dienen sollte. Offensichtlich war diese Maßnahme erfolgreich, denn an der unterhalb dieser Grundstücke liegenden Tankstelle kann man an ihrer Hangmauer oft Mauereidechsen beobachten.
Videoaufnahme von Uwe Prokoph im Flächennaturdenkmal:
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=3520920331256662&id=656622357686488
In Loschwitz fand man die Echsen zunächst nur auf der nördlichen Seite der Grundstraße. 2011 konnte nachgewiesen werden, dass sie sich in westlicher Richtung weit am Elbufer entlang bis kurz vor die Waldschlösschenbrücke ausgebreitet hatten. Gute Bedingungen finden sie dort an den Mauern am Körnerweg und auf den darüber gelegenen Weinbergen. Dort lassen sie sich auch am besten beobachten. Vor allem auf dem Weinberg der Weingalerie Dr. Müller sind die Mauereidechsen sehr zahlreich vertreten. Bis zum Beginn der 1990er Jahre existierte dort auch eine kleine Population der Zauneidechse. Ob diese durch zunehmenden Bewuchs des Hanges, durch seine spätere Wiederbewirtschaftung oder durch Mauereidechsen erlosch, ist nicht geklärt.
Südlich der Grundstraße wurden die Tiere lange Zeit nie gefunden. Im Mai 2013 konnten Mauereidechsen aber auch da nachgewiesen werden. Man findet sie vor allem entlang des Veilchenwegs sowie im gesamten Bereich unterhalb der Schwebebahn. Laut Auskünften von Anwohnern gibt es in der Gegend schon lange Eidechsen. Höchstwahrscheinlich dürfte es sich dabei um Mauereidechsen handeln, da Vorkommen der Zaun- und Waldeidechse hier nicht bekannt sind. Allerdings ist die Beurteilung schwierig, da das Gelände überwiegend aus Privatgrundstücken besteht, was eine vollständige Erfassung erschwert. In der Zentralen Artdatenbank Sachsen sind vereinzelte Funde der Zauneidechse aus den 90er Jahren in Loschwitz erfasst. Diese stammen allerdings von Stellen, wo bisher keine Mauereidechsen gesehen wurden (z.B. in Waldgebieten).
Vorkommen 2 Plauen
Später wurde das zweite Vorkommen entdeckt. Mitglieder unserer Stadtgruppe bemerkten es etwa 2010, Anwohnern war es schon vorher bekannt. Es befindet sich am südlichen Rande des Stadtgebietes in Plauen im Bereich einer Felswand auf der linken Seite der Weißeritz. Die Unterart wurde noch nicht bestimmt, wahrscheinlich handelt es sich um die Nominatform Podarcis m. muralis. Woher die Tiere stammen, konnte nicht eindeutig geklärt werden. In unserem Verein wird vermutet, dass es Tiere aus Bulgarien sind, die von einem Dresdner Halter stammen. Sie könnten bereits seit Anfang der 90er Jahre dort leben.
Vereinsinterne eigene Beobachtungen und eine Bachelor-Arbeit der HTW Dresden [3] ergaben, dass die Tiere sich am dort gelegenen nach Süden ausgerichteten Hang bei Dölzschen bereits weit ausgebreitet haben.
Vorkommen 3 Cotta
Dieses Vorkommen hat seinen Ursprung ebenfalls an der Vereinigten Weißeritz, allerdings auf der rechten Flussseite im etwas weiter flussabwärts gelegenen Stadtteil Cotta. Erstmals erwähnt wurde diese Population, als 2014 der Pulvermühlenpark (auch „Stadtpark Pulvermühle“) neu gestaltet werden sollte. Bei der Planung stellte man fest, dass hier Mauereidechsen lebten. Auch bei diesem Vorkommen ist ungeklärt, woher die Tiere stammen. Da die Färbung der Tiere eindeutig anders ist als im Vorkommen 2, dürfte es sich um eine andere Unterart handeln. In [2] wird als Vermutung angegeben, dass es sich um Podarcis m. maculiventris West handeln könne, da sie im Habitus an diese erinnern. Bestätigt ist dies aber noch nicht.
2017 konnte bei einer Begehung des Parks und der weiteren Umgebung beobachtet werden, dass sich die Tiere entlang der Weißeritz mindestens einen Kilometer nach Süden ausgebreitet hatten. Spätere Beobachtungen von Vereinsmitgliedern zeigten eine immer weitere Ausbreitung in dieser Richtung. Möglicherweise haben sich die Tiere dadurch bereits mit der nur ca. 2 km entfernten Population in Plauen vereinigt. Diese lebte zu Beginn nur auf der anderen Seite des Flusses. Dass diese natürliche Barriere längst überwunden wurde, belegen mehrere Fundmeldungen aus der Kleingartensiedung am Emerich-Ambros-Ufer. Diese liegt in Cotta links von der Weißeritz. Fotos zeigten, dass es sich um Tiere aus dem ehemals rechtsseitigen Vorkommen 3 handelt.
In [3] sind umgekehrt rechts von der Weißeritz Nachweise im Bereich Hoher Stein angegeben, die der Autor der Population 2 zuordnet.
Text und Fotos (Loschwitz, Elbufer, Cotta): Frank Böhm
Fotos (Plauen): Uwe Prokoph
Quellen
[1]: „Allochthone Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Deutschland“ SCHULTE, THIESMEIER, MAYER, SCHWEIGER in Zeitschrift für Feldherpetologie 15, 2008
[2] „Mauereidechsen in Dresden – ein vorläufiger Überblick“ HAHNEMANN, PANNEK in Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen, 2020
[3] „Aktuelle Verbreitung der allochtonen Mauereidechsen Podarcis muralis (Laurenti 1768) im Süden von Dresden“, SPERLING in Bachelor-Arbeit HTW Dresden, 2022
[4] „Verbreitung einer allochtonen Population der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Dresden“ WUNRAM in Jahresschrift für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik in Sachsen, 2016