Der Sardische Gebirgsmolch ist eine überwiegend aquatisch lebende Art aus Gebirgsbächen Sardiniens. In seiner natürlichen Umgebung wird er gelegentlich auch an Land gefunden, in Haltungsberichten wird dagegen immer nur eine rein aquatische Lebensweise festgestellt. Bei Messungen in den natürlichen Habitaten auf Sardinien ergaben sich Wassertemperaturen, die im Sommer nur zwischen 12 – 16°C liegen (1, 2). Trotzdem lässt sich diese Art auch in Deutschland ohne Kühlung gut halten, sofern man das Aquarium in einer kühlen Umgebung aufstellt. Wassertemperaturen von 20°C werden problemlos vertragen (3).
Die hier im Video gezeigten Tiere waren zum Zeitpunkt der Aufnahme zwei Jahre alt und trugen noch Kiemenreste. Gefüttert werden hier Larven der Kriebelmücke. Man kann gut erkennen, dass die Molche ihre Nahrung nicht nur durch Aufschnappen fangen, sondern mit dem Aufreißen des Mundes auch einzusaugen versuchen. Da Kriebelmückenlarven sich auf dem Untergrund anheften, gelingt das den Molchen hier nicht in jedem Fall.
Hechtkopfmolche fressen alles, was größenmäßig überwältigt werden kann. Das macht ihre Ernährung ebenfalls sehr einfach. Auffällig am Verhalten der Tiere ist ihr Bestreben, Versteckplätze zu nutzen. Sobald man nur einen flach liegenden Stein ins Becken gibt, halten sich die Molche sofort an seinen Rändern auf, um hier jede noch so geringe Deckung zu nutzen.
Als Verstecke bieten sich bei der Haltung verschiedenste Varianten an: Fallsichere Steinaufbauten, Hohlziegel, Keramikröhren, aufgesägte Blumentöpfe und sonstige Lösungen.
Die hier gezeigten Tiere entstammen einer Nachzucht aus unserem Verein. Die Larven werden relativ groß und ihre Metamorphose kann sich lange hinziehen.
Auch bei adulten Tieren finden sich noch lange Reste von Kiemen.
Der Geschlechtsunterschied lässt sich an der Kloakenform feststellen. Die Männchen haben eine hakenförmig nach oben gebogene Kloake, während die Weibchen eine konisch geradere Kloake besitzen. Bei beiden Geschlechtern ist sie deutlich nach außen verlängert, was mit ihrer – von den meisten anderen Urodelen abweichenden – Art der Fortpflanzung erklärbar ist. Sardische Gebirgsmolche haben wegen ihrer Lebensweise in schnell fließenden Gewässern eine innere Befruchtung, genau wie auch der Korsische und der Pyrenäengebirgsmolch.
Möglicherweise wurden die Tiere zu Beginn des 20. Jh in größeren Stückzahlen für den zoologischen Handel eingeführt, zumindest scheint es sich angesichts des damaligen Kaufpreises nicht um eine seltene Rarität gehandelt zu haben. W. Hullzsch erwähnt in der „Lacerta“ vom Okt. 1925: „Nebenbei bemerkt kostet ein Paar Hechtkopfmolche 4 – 5 Mk. Der Preis ist also verhältnismäßig niedrig.“ (4) Heute sind die Tiere streng geschützt und kommen nur noch an wenigen Stellen auf Sardinien vor. Ob ein früherer Fang der Tiere für ihren Rückgang mit verantwortlich ist, bleibt unklar. Über eine der größten bekannten Populationen in der Gola Gorropu-Schlucht im Supramonte-Gebirge ist bekannt, dass ihre Bedrohung in jüngerer Zeit hauptsächlich durch Tourismus und durch illegale Fischerei entstand (2):
Historically, one of the largest populations of the species occured in the Gola di Gorroppu in the Gennargentu region. The Gola di Gorroppu population has recently become threatened through damage to its habitat caused by tourists and illegal fishing activities.
Text, Fotos und Video: Frank Böhm, Foto Paarungsbiss: Markus Berthold Wegmann
Quellen:
(1) WAZA Husbandry guidelines for Sardinian Brook Salamander: Euproctus platycephalus
(3) THIESMEIER, HORNBERG: Zur Fortpflanzung sowie zum Paarungsverhalten der Gebirgsmolche, Gattung Euproctus (GENE), im Terrarium, unter besonderer Berücksichtigung von Euproctus asper (DUGES, 1852)
(4) Lacerta, Zeitschrift für Vivarienkuntle, Okt. 1925
Haltungsempfehlungen (pdf, eng.): Best Practice Guidelines for the Sardinian brook salamander Euproctus platycephalus